„Das ist reine Mathematik“ – Markus Oswald im Interview mit Cable!vision Europe

Markus Oswald, CEO von Tele Columbus, erklärt im Interview mit Marc Hankmann von Cable!vision Europe, wie sein Unternehmen den Herausforderungen der TV-Umlage und des Glasfaserausbaus begegnet. Im Interview erläutert er, wie sich das Unternehmen trotz steigender Schulden als Deutschlands am schnellsten wachsender IP-Dienstleister behauptet – und warum Investoren manchmal eine neue Perspektive brauchen.

Cable!vision Europe: Herr Oswald, Tele Columbus hat ein bewegtes Jahr hinter sich: Die TV-Umlage ist weggefallen, der Konzern hat sich neu aufgestellt und ein Refinanzierungsprozess wurde abgeschlossen. Wie fällt Ihr Fazit zu 2024 aus?

Markus Oswald: Das Fazit fällt positiv aus, mit einem kleinen weinenden Auge. Wir sind der am schnellsten wachsende IP-Dienstleister. Pro Quartal wachsen wir in unseren Versorgungsgebieten um rund 20.000 Kunden. Zum Vergleich: Die Deutsche Telekom wächst quartalsweise um 40.000 Kunden – aber deutschlandweit. Unseren Glasfaserausbau beschleunigen wir jedes Jahr und haben 2024 mehr FTTH-Anschlüsse gebaut als je zuvor. Dass wir durch den Wegfall der Umlagefähigkeit im TV-Bereich Kundenverluste haben werden, war klar. Auf der anderen Seite wachsen wir im IP-Bereich so stark wie nie zuvor. Wir befinden uns in einem Transformationsjahr. Das Wachstum im IP-Bereich übersteigt noch nicht dauerhaft die Rückgänge des TV-Bereiches. Aber daran arbeiten wir täglich.

Im Rahmen der Refinanzierung haben sich die langfristigen Schulden mit Stand von Ende September 2024 im Vergleich zu September 2023 von 940 Millionen auf knapp 1,8 Milliarden Euro nahezu verdoppelt. Das sieht auf den ersten Blick nicht gerade erfreulich aus. Warum die Refinanzierung?

Wir mussten uns refinanzieren, um auslaufende Kredite zu bedienen und die zukünftigen Investitionen sicherzustellen. Das ist uns gelungen. Tele Columbus ist bis Ende 2029 durchfinanziert. Dabei haben wir festgestellt, dass wir zwar mit Morgan Stanley Infrastructure einen kompetenten und erfahrenen Investor an unserer Seite haben, aber auch, dass uns gewisse Investoren verschlossen bleiben, die unsere Transformation von einem Kabelnetzbetreiber zu einem IP-Dienstleister nicht nachvollziehen können. Diesen Investoren müssen wir uns öffnen, ohne im Zuge dieser Transformation unsere DNA zu verlieren – und das ist die Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft.

Wie sieht diese Transformation konkret aus?

Wir haben die vielen Unternehmen, aus denen Tele Columbus erwachsen ist, migriert, um dann letztendlich zwei Firmen unter einem Dach zu haben: zum einen die NetCo, die für die Infrastruktur zuständig ist, und zum anderen die ServCo, die für Vertrieb und Service verantwortlich ist. Diesen Unternehmensaufbau verstehen auch Investoren, die die Historie des deutschen Kabelmarktes nicht kennen. Außerdem haben wir im letzten Jahr einen zusätzlichen Gesellschafterbeitrag in Höhe von 300 Millionen Euro erhalten, den wir in den Glasfaserausbau investieren.

Macht denn die Wohnungswirtschaft diesen Wandel mit?

Wenn das eine Wohnungsunternehmen das bewährte Kabelnetz vorerst weiter nutzen möchte, das andere aber auf den schnellen Umstieg zu Glasfaser und Open Access setzt, wollen wir beide Anforderungen abdecken. Die Wohnungswirtschaft denkt in Renovierungszyklen. Wenn der Brandschutz erneuert werden muss, die Außenfassade eine nachhaltige Dämmung bekommt usw., stehen wir bereit, um parallel zu solchen Arbeiten Glasfaser bis in die Wohnungen zu verlegen. Und wenn das vom Wohnungsunternehmen erst für 2028 angedacht ist, dann unterzeichnen wir einen Vertrag für den Glasfaserausbau im Jahr 2028. Das heißt dann für uns allerdings auch, dass die Kabelnetze entsprechend dimensioniert werden müssen. Dafür haben wir die Segmentierung vorangetrieben, um stabilere Bandbreiten zu liefern. Der Rollout mit DOCSIS 3.1 ist nahezu abgeschlossen. Damit erreichen wir, dass wir zum Beispiel in Hamburg die gleichen Netzstandards haben wie in Berlin, Leipzig oder München, um in der Netzplanung Skalierbarkeit zu erreichen.

Tele Columbus hat im Jahresvergleich über 40 Prozent der TV-Kunden verloren. Lag das innerhalb der Erwartungen oder haben Sie doch mehr Kunden als gedacht verloren?

Wir liegen im Rahmen unserer Erwartungen. Dank unserer langjährigen und engen Beziehungen zur Wohnungswirtschaft spüren wir auf Ebene der Liegenschaften nichts vom Sonderkündigungsrecht, das im Zuge des Wegfalls der TV-Umlage Wohnungsunternehmen laut TKG zusteht. Wir haben unsere Partner in der Wohnungswirtschaft frühzeitig informiert und sind gemeinsam mit ihnen die Umstellung bei den Mietern angegangen. Für Tele Columbus heißt das, rund eine Millionen Haushalte anzusprechen.

Für Ihre Wettbewerber geht das zu langsam.

Mich verwundert deren Behauptung, wir würden uns zu viel Zeit bei der Umstellung lassen. Es war von Anfang an in den Diskussionen zur TKG-Novelle klar, dass es seine Zeit brauchen wird, bis 12,5 Millionen Haushalte umgestellt sind. Das ist reine Mathematik. Wie viele Arbeitstage hat ein Jahr? Wie viele Mitarbeiter benötigt man? Wo setzt man sie ein? Wie viele Mieter kann man pro Tag ansprechen? Das Ganze ist einfache Logistik. Aus meiner Sicht müssen die primären Aufgaben eines Technikers sein, Anschlüsse zu installieren und Störungen zu beheben. Wenn es nötig ist, Haushalte vom Netz abzuklemmen, weil sie Dienste nicht mehr nutzen, muss ich schauen, welcher Ressourceneinsatz dafür möglich ist. Das haben wir von Beginn an deutlich gemacht, als es um die TKG-Novelle ging. Wir reden hier also nicht über etwas Neues. Und natürlich hat der zahlende Kunde für mich Priorität. Wir gehen die Abschaltung der nicht zahlenden Haushalte in Abstimmung mit der Wohnungswirtschaft an, aber es braucht seine Zeit.

Wie Sie bereits sagten, wächst Tele Columbus vor allem im IP-Bereich. Wie läuft das Upselling, jetzt, wo Sie mehr Kunden mit Einzelnutzerverträgen haben?

Das ist unser Vorteil, den wir durch den Wegfall der Betriebskostenumlage haben. Zuvor waren viele Mieter, die wir mit TV versorgten, unbekannte Nutzer. Wir wussten ja nicht einmal, ob alle Wohnungen in versorgten Gebäuden bewohnt sind. Jetzt können wir auch diese Mieter direkt ansprechen und ihnen neben Fernsehen auch aktiv Internet anbieten. Vor zwei Jahren hatten wir eine Bundle-Quote von 25 Prozent. Inzwischen liegt sie zwischen 40 und 50 Prozent. Das ist auch ein Erfolg unserer Umstrukturierung im Consumer Sales und Customer Care. Hier haben wir uns nun „state of the art“ aufgestellt.

Wo in Deutschland ist Tele Columbus denn vertreten?

Berlin, München, Leipzig und Halle sind sicherlich unsere Top 4. Insgesamt haben wir aber 33 Kernregionen ausgemacht, in denen wir mit unserer Marke PŸUR einer der führenden Anbieter sind. Dazu gehören zum Beispiel auch Dresden, Cottbus, Hamburg oder Duisburg. Darüber hinaus errichten wir Glasfaseranschlüsse im Rahmen von Infrastrukturprojekten wie etwa in Plön in Schleswig-Holstein.

In den großen Städten konkurrieren sie mit mehreren anderen Glasfasernetzbetreibern – Stichwort Überbau.

Richtig. Die Überbau-Diskussion ist jedoch eher eine Diskussion aus dem ländlichen Raum mit viel Einfamilienhaus-Bebauung. Wenn da plötzlich ein zweiter Netzbetreiber auftaucht, bekommen Sie ein Problem mit Ihrem Business Case. Wenn Tele Columbus Glasfasernetze baut, sitzt zwischen dem Anschluss im Keller und dem Endkunden die Wohnungswirtschaft, d. h., wir haben einen Wettbewerb um Gestattungen. Und den kennen wir sehr gut. Daher wissen wir, dass sich die Wohnungswirtschaft Wahlfreiheit für ihre Mieter wünscht. Die soll aber nicht dadurch erreicht werden, dass mehrere Netzbetreiber ihre Glasfasern im Haus verlegen. Deswegen setzen wir auf Open Access. Unsere NetCo ist völlig unabhängig von unserer ServCo. Sie ist quasi „Wholesale ready“.

Ende des vergangenen Jahres haben einige Glasfasernetzbetreiber frisches Geld von ihren Investoren erhalten. Eigentlich wurde kolportiert, dass viele dieser Investoren den Markt verlassen wollen. Wie schätzen Sie die Situation ein? Kommt bald die Marktkonsolidierung, von der schon eine ganze Weile die Rede ist?

Die Konsolidierung, die wir bislang im Glasfasermarkt gesehen haben, betraf vor allem die Unternehmen, die in ländlichen Regionen ausgebaut haben. Hier sind die Ausbaukosten drei- bis viermal höher als im städtischen Bereich, wo Tele Columbus unterwegs ist. Wenn mich die Erschließung eines Einfamilienhauses 1.500 bis 2.500 Euro oder mehr kostet, liegt der Preis für ein Fiberproduktbei mehr als 70 oder 80 Euro, um diese Kosten zu refinanzieren. Wenn die Netze dann aber nicht mit 70, sondern nur mit 15 Prozent ausgelastet sind, geht der Business Case nicht auf. Unsere Erschließungskosten liegen unter 1.000 Euro pro Anschluss. Dadurch können wir ganz andere Endkundenpreise kalkulieren.

Viele Glasfasernetzbetreiber fordern eine schnellere Migration von Kupfer auf Glasfaser. Sind das die Unternehmen, denen das Wasser bis zum Hals steht?

Nein, das glaube ich nicht. Wir müssen uns die Frage stellen, was wir in Deutschland erreichen wollen. Wenn wir in Deutschland wettbewerbsfähig sein wollen, dann muss die Digitalisierung vorangetrieben werden, für Privathaushalte wie für Unternehmen. Dafür ist eine Glasfaserinfrastruktur zwingend notwendig. Dabei weiterhin auf ein DSL-Netz in Deutschland zu setzen ist falsch. Wir müssen uns die Frage stellen, wo will Deutschland in fünf, sieben oder zehn Jahren stehen.

Die Diskussion dreht sich Ihrer Meinung nach aber schon um die Abschaltung des DSL-Netzes, nicht um die Kabelnetze?

Es geht um die Migration von DSL-Anschlüssen, wo Alternativen von 500 Mbit und größer vorhanden sind. Es soll kein Kunde abgeschaltet werden, wo keine Alternative vorhanden ist. Deshalb migrieren wir die HFC-Anschlüsse auf FTTH und schalten sukzessive Segmente im Kabelnetz ab. So sieht unser mittelfristiger Migrationsplan aus.

Welche Maßnahmen stehen in diesem Jahr bei Tele Columbus auf dem Plan?

Beim Glasfaserausbau wollen wir im jetzigen Tempo weitermachen. Das hängt natürlich auch ein stückweit von den Bedarfen der Wohnungswirtschaft ab. Wir wollen auch in Zukunft Deutschlands am schnellsten wachsender IP-Dienstleister bleiben. Das haben wir jetzt sechs Quartale hintereinander geschafft. Die Serie wollen wir weiter ausbauen. Dafür schaffen wir eine Homes-connected-Basis, aus der wir Homes contracted machen. Das gelingt uns schneller als denjenigen, die Homes passed bauen und jetzt noch einmal in die Hausanschlüsse investieren müssen, auch weil wir über ein eigenes Montageunternehmen verfügen. So können wir dem Endkunden sagen, dein Glasfaseranschluss kommt in einer oder zwei Wochen, wohingegen der Netzbetreiber mit Homes passed den Kunden erst nach mehreren Monaten anschließen kann. Gleichzeitig wollen wir auch unsere NetCo als Wholesale-Partner für weitere Unternehmen etablieren. Die Auftragsbücher zum Fiber-Roll-out für dieses und nächstes Jahr sind jedenfalls voll. Es gibt genug zu tun für uns.

Hannover

Die Messen haben eine weltweite Bekanntheit gebracht. Mit der Weltausstellung Expo 2000 hat Hannover ein neues Gesicht bekommen. Die niedersächsische Landeshauptstadt bietet eine tolle Mischung aus Stadtleben und Natur. Mit viel Wasser, Kultur und unterhaltenden Veranstaltungen. Eine lebens- und liebenswürdige Stadt, die überschaubar ist und in der man sich kennt. Familiär, so wie die ANTEC vor Ort.

Unsere Tochtergesellschaft tritt im Versorgungsbereich Hannover mit eigener CMTS als Internet- und Telefonprovider auf und behauptet sich mit eigenen Endkundentarifen erfolgreich im Wettbewerb. Mit einer zuverlässigen Kundenbetreuung und zukunftsfähigen Versorgungslösungen wurden langjährigen Kundenbeziehungen mit der Wohnungswirtschaft aufgebaut, die es vertrauensvoll und persönlich fortzuführen gilt.

 

Ratingen

Nahe Düsseldorf betreut der Standort Ratingen den Glasfaserausbau unserer Kunden und Netze an Rhein und Ruhr.

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Unterföhring

In der Mediengemeinde vor den Toren Münchens steuert pepcom, ein Unternehmen der Tele Columbus Gruppe, das große Kabelnetz in München und ist bundesweit an vielen Glasfaser-Ausbauprojekten in Kooperation mit Städten und Kommunen beteiligt.

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Chemnitz

In der Stadt der Moderne wird die dynamische Entwicklung von Wirtschaft und Wissenschaft lebendig. Hier hat unser technischer Servicedienstleister RFC ganz in der Nähe der Messe seinen Sitz. Schwerpunkt sind Projektierung und Bau neuer Netze sowie die bundesweite Wartung und Entstörung unserer Multimedianetze.

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Leipzig

In Leipzig treffen Hightech-Business, klassische Kultur und Avantgarde aufeinander. Der Standort Leipzig, unmittelbar an der Messe gelegen, bietet eine ausgezeichnete Verkehrsanbindung. Mitarbeiter nutzen die preiswerte und gut geführte Messekantine. Auch kostenlose Parkplätze stehen ausreichend zur Verfügung.

Ebenfalls in Leipzig, in ausgesprochen zentraler Lage auf der Nonnenmühlgasse, befindet sich der zur Tele Columbus Gruppe gehörende Telekommunikationsanbieter HL komm. Mit eigenen Rechenzentren und tausenden Kilometern Glasfasertrassen ist HL komm auf die Ansprüche von Geschäftskunden spezialisiert.

 

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Berlin

In zentraler Lage der lebendigen Metropole haben wir unser Hauptquartier. Unser Hauptgebäude direkt an der Spree verfügt über eine moderne Ausstattung, inklusive Cafeteria und Fitnessraum. Lounge-Bereiche und Ruheräume bieten Rückzugsmöglichkeiten. Bei gutem Wetter lädt die Terrasse mit dem kleinen parkähnlich angelegtem Garten zum Teammeeting im Freien ein.

 

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Hamburg

Deutschlands Tor zur Welt ist weit mehr als Hafen und Speicherstadt. Als bedeutender Musicalstandort und einer ausgeprägten Kulturszene, unzähligen Museen, Theaterbühnen, Musikclubs und 10.000 selbstständigen Künstlern ist Hamburg ein lebendiger Schmelztiegel der Kultur und Kulturen. Die Tele Columbus Gruppe, mit Sitz in unmittelbarer Flughafennähe, sorgt hier für schnelle Breitbandanbindungen und modernes Home-Entertainment.

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